Streiten lässt sich lernen

Streiten lässt sich lernen
„Nun streitet euch doch nicht. Bitte vertragt euch wieder. Der Klügere gibt nach.“ Kommen Ihnen diese Sätze bekannt vor? Streiten führt zu Unbehagen, Verletzungen und entzweit Menschen. Das haben viele im Laufe ihrer Sozialisation gelernt. Die Folge, wir sind zwar wütend, verstehen Manches nicht, doch wir sagen lieber nichts, wegen des harmonischen Miteinanders. Damit wir im Team weiterarbeiten können. Doch können wir das mit Wut im Bauch und Fragen im Kopf?
Wer dazugehören will, muss sich anpassen. Die Konsequenz, wir schweigen. Wenn überhaupt, entsteht ein stiller Protest. Ohne Worte, irgendwo in uns drin. Streiten ist unbequem und mitunter anstrengend. In Zeiten wie diesen, in denen die Welt zerstritten auseinanderfällt, ungeachtet der Verletzungen und Zerstörungen, scheint es fast verwerflich zu sein, der Streitkultur ein „Pro“ zu geben. Getreu dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ verlassen wir hier die politische Bühne und bleiben hinter verschlossenen Bürotüren.
Ein wirksamer Streit führt zu einer gemeinsamen Lösung
Jeder ungelöste Konflikt entfacht einen emotionalen Schwelbrand, der irgendwann zu einem lodernden Feuer ausbricht. Natürlich dann, wenn niemand damit gerechnet hat und kein Löschzug in der Nähe ist. Der Schaden, der dann entsteht, ist deutlich größer als der eines wirksamen Streites. Und ja, ein Streit kann wirksam sein und eine Streitkultur wertvoll. Vorausgesetzt wir streiten nicht um zu siegen, sondern um zu lösen. Was wiederum voraussetzt, dass die beteiligten Konfliktparteien die Offenheit besitzen, zu wissen, dass die Dinge auch anders sein können, als sie selbst glauben. Hören und verstehen werden zu einem unzertrennlichen Paar.
Vier Grundsätze, die Sie bei einem Streit berücksichtigen sollten
Im Streit dem anderen Raum zu geben, gelingt, wenn wir uns nicht bedroht fühlen. Im Gegenteil: Entwickeln Sie ein Interesse an der Meinung der anderen Person, gehen Sie auf die Argumente ein und vertreten Sie Ihre Ideen ohne Angriff. Folgende Kommunikationsregeln ebnen einem Streit den Weg zur Lösung:
- Stellen Sie ehrliche Fragen zu dem Standpunkt der anderen Person
- Formulieren Sie Ihren Standpunkt nicht als absolute Weisheit, sondern als Ihre Haltung, Wahrnehmung oder Idee. Hier greift die Ich-Botschaft
- Benennen Sie Drohungen und Verletzungen und weisen Sie sie wertschätzend zurück. Niemandem ist mit einem Wortkampf geholfen.
- Finden Sie den gemeinsamen Nenner, der es Ihnen ermöglicht gemeinsam weiterzugehen.
In der Kommunikationspsychologie gibt es dafür einen Begriff „die Wortliebe“. Jedes Wort, das aus einer wertschätzenden Haltung heraus gesprochen wird, bleibt ehrlich und differenziert, ohne ein scharfes Wortmesser zu benötigen. Richtig streiten ist Übungssache. Fangen Sie jetzt an und ermutigen Sie Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Freund:innen und Kolleg:innen lösungsorientiert zu streiten. Manchmal besteht die Lösung darin, sich zu erkennen zu geben.
Wenn auch Sie streiten unangenehm finden, dann schreiben Sie uns eine PN an u.feierabend@communication-confidence.de. Wir haben da eine Idee.